Bücher



Barbara Gründler

Von seelischer Selbstvergiftung und Hasskonserven

Das Ressentiment im Sprachspiel der Psychiatrie


D er Begriff Ressentiment hat in der Philosophie Friedrich Nietzsches eine herausragende Bedeutung und ist in neuester Zeit durch das Werk Peter Sloterdijks wieder in den Fokus des philosophischen Interesses geraten. Er bezeichnet einen schleichenden Prozess „seelischer Selbstvergiftung“ (Max Scheler), der die Entstehung von Rachewünschen, Missgunst und „Hasskonserven“ (Sloterdijk) begünstigt und den freien Lebensvollzug behindert. Die in diesem Buch vorgestellte Ressentimenttheorie eröffnet neue Perspektiven auf und für Helfer und Hilfesuchende im Bereich Psychiatrie und Psychotherapie, und führt dabei auf ungewöhnlichen Denkwegen zu unkonventionellen Einsichten. Als anthropologische Theorie versteht sie sich zudem als Einladung für Fachfremde, die im Sinne Nietzsches Mut zum Selbstexperiment mitbringen. Sie sensibilisiert für eigene Ressentiments und entwirft Möglichkeiten der Überwindung, die als praktische Anwendung von Nietzsches Lebensbejahungsphilosophie verstanden werden können.

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Essays



Barbara Gründler

Ressentiment und Verantwortung in der Psychiatrie

Erschienen in:
psycho-logik - Jahrbuch für Psychotherapie, Philosophie und Kultur, Band 15, 2021

Den Flyer zum aktuellen Band finden Sie, wenn Sie auf das Cover klicken.



Presse



Barbara Gründler bei WDR 5

Was tun Sie gegen den Überdruss?


Unter Ressentiment versteht man gemeinhin Vorbehalte gegenüber Fremden oder auch Andersdenkenden. Philosophisch betrachtet steckt allerdings viel mehr dahinter. Was hat es auf sich mit dem Ressentiment?


„U nzufriedenheit ist in den westlichen Gesellschaften zu einem Massenphänomen geworden. Depressionen sind auf dem Vormarsch, eine Weltuntergangsstimmung hat sich breit gemacht. Der Philosoph Peter Sloterdijk spricht deshalb von einer "Machtergreifung des Ressentiments" mit der Folge, dass die “Bejahbarkeit des Lebens im Ganzen" in Frage gestellt wird.
"Heimlicher Groll, Rachegefühle" so könnte man den französischen Begriff Ressentiment am ehesten ins Deutsche übersetzen. Eine exakte deutsche Entsprechung gibt es nicht, deshalb hat der Philosoph Friedrich Nietzsche die Ursprungsform ins Deutsche eingeführt. Das Ressentiment nimmt, so beschreibt er den Prozess, seinen Ursprung bei einem Kränkungserlebnis. Es entsteht ein Wunsch zur Rache, der aber meist nicht realisiert wird. Die Folge: Ein Gefühl der Ungerechtigkeit, zu kurz gekommen zu sein. Grund dafür können alle möglichen Erlebnisse sein: konkrete Ereignisse, aber auch nicht verwirklichte Lebenspläne, Krankheiten, enttäuschte Hoffnungen und, und, und.
Auf gesellschaftlicher Ebene, so Nietzsche, entwickelt sich eine "Sklavenmoral": Durch einen dauernden Prozess der Täuschung/Selbsttäuschung entstehen aus dem Ressentiment selbst "Werte". Um seinen Schmerz zu betäuben, sucht der Beleidigte nach einem Schuldigen in der Außenwelt. Zugleich igelt er sich so ein in seiner Selbst-Negierung, dass alle Lösungen sinnlos scheinen – und abgelehnt werden. Tatsächlich kann man aber etwas tun gegen das Ressentiment, so die Philosophin Barbara Gründler; zum Beispiel mit Gedankenübungen, die den Prozess des Ressentiments hinterfragen und zu einer Welt-Bejahung führen. Ihr Begriff dafür wäre: "Assentiment".
Leben wir in einer Gesellschaft des Ressentiments, in der Unzufriedenheit und Überdruss die Macht übernommen haben? Wie halten Sie es mit dem Ressentiment?
Redaktion: Gundi Große

Erstpublikation bei:
WDR 5; Das philosophische Radio (31.05.2021)
 
 
 




Rezensionen



Barbara Gründler über Otto A. Böhmer

Brüder im Geiste

Heidegger trifft Hölderlin


„E s gibt ein Vergessen alles Daseins, ein Verstummen unseres Wesens, wo uns ist, als hätten wir alles gefunden“, so schreibt der Dichter Friedrich Hölderlin in seinem Roman Hyperion. Hymnisch sprechend und dichtend war er auf das Offene gerichtet – schauend und lauschend, empfangend und rühmend, stand er in innigem Bezug zum Sein. In Hölderlin fand der Philosoph Martin Heidegger seinen Dichter, der mit anderen Mitteln, aber im gleichen Auftrag wie er, zum Grund des Seins und in die „Unverborgenheit“ der Lichtung aufgebrochen war.

Erstpublikation in:
der blaue reiter, Journal für Philosophie; Ausgabe 47 (1/2021)
 
 
 
Barbara Gründler über Otto A. Böhmer

Brüder im Geiste

Heidegger trifft Hölderlin


„V or lauter Lauschen und Staunen sei still, du mein tieftiefes Leben.“ – Mit diesen Worten hat Rainer Maria Rilke den auf die Ewigkeit verweisenden Auftrag des Dichters, zum Empfänger des Seins zu werden, zum Ausdruck gebracht. Als vermutlich einzig würdiger Nachfolger Friedrich Hölderlins war auch er in der Lage, zu hören und Kunde zu geben vom „Göttlichen, Ewigen, Einen" (O. A. Böhmer). Der „Weltinnenraum“ (Rilke) war beiden Dichtern Resonanzraum und Schauplatz des unendlichen Empfangs zugleich.

Erstpublikation in:
Stimmen der Zeit; Band 238, Jahrgang 145, Heft 10 (10/2020)
 
 
 
Barbara Gründler über Vittorio Hösle

Globale Fliehkräfte

Eine geschichtsphilosophische Kartierung der Gegenwart

Friedrich Nietzsche den Tod Gottes ausgerufen hat, stürzt die von der Sonne losgekettete Erde durch den Raum und es gibt kein oben und kein unten mehr. Der nach Georg Lukács „transzendental obdachlos“ gewordene Mensch lebt jenseits von Gut und Böse in einer indifferenten, ja postmoralischen Zeit. Manche begrüßen diese Entwicklung; gleichzeitig ist es aber auch eine Zeit der Resignation, in der Weltuntergangsszenarien Hochkonjunktur haben. Mit klaren, ethisch-moralischen Vorstellungen will Vittorio Hösleeinen Kontrapunkt zudiesem sogenanntenpostmodernen Denken setzt.

Erstpublikation in:
der blaue reiter, Journal für Philosophie; Ausgabe 45 (1/2020)
 
 
 
Barbara Gründler über Dieter Thomä

Warum Demokratien Helden brauchen

Plädoyer für einen zeitgemäßen Heroismus


D ie Figur des Helden, der Großtaten vollbringt und als gesellschaftliches Vorbild gefeiert wird, ist seit der Aufklärung in eine Krise geraten. Der Wunsch nach Abschaffung der Helden im Namen der Gleichheit führte bei vielen zeitgenössischen Intellektuellen zur Ausrufung der postheroischen Gesellschaft. Doch können Demokratien Helden wirklich entbehren? Oder irrt Bertold Brecht, wenn er Galileo Galilei sagen lässt: „Unglücklich das Land, das Helden nötig hat“?

Erstpublikation in:
der blaue reiter, Journal für Philosophie; Ausgabe 45 (1/2020)